Mittwoch, 28. Dezember 2005

Genau 1 Jahr....

Seit mehreren Tagen kann ich einen Gedanken nicht abschütteln: vor genau einem Jahr, da ging es los! Ich kann mich an jedes Detail meiner letzten Speyrer Nacht erinnern: der letzte Schliff an der Hausarbeit, das ständige Überprüfen, was ich vergessen haben könnte, das fünfte Telefonat mit Marcel. Und immer wieder der Gedanke: was tust du da? Gefördert wurde meine Nervosität sicherlich auch durch meine Familie, vor allem die mütterlicher Seits, die bei dem alleinigen Gedanken an meine Abreise in Tränen ausbrachen, weil sie nicht glaubten, mich jemals wieder zu sehen. Das tut man ab, nach außen hin, aber innerlich denkt man: scheiße, du läufst in dein Verderben, wie konnte es nur so weit kommen.

Nach einem Jahr muss ich beim Gedanken an diese Nacht lachen, muss mir aber auch ehrlich eingestehen, dass wohl ähnliche Ängste wieder einen Nährboden hätten, dazu ist man einfach schon zu lange wieder da!

Alles hat wunderbar geklappt, keine großen Katastrophen (obwohl man immer wieder hauptsächlich dazu befragt wird: "Was ist denn das schlimmste gewesen, das euch passiert ist, wann wolltet ihr denn unbedingt heim?"), kein Bankrott, kein entzweiender Streit. Die Ängste haben dazu gehört, wie jetzt die Freude, die man bei jedem Gedanken an diese Zeit wieder durchlebt.

Dienstag, 26. Juli 2005

Rueckkehr - Fotos

Hallo, alle zusammen!
Wir haben den Weg nach Hause gefunden und sind wunderbar empfangen worden! (und wieder hat Axel es geschafft, ins kulturelle Fettnäpfchen zu treten und Australien zu beleidigen...)

Hier also die Bilder von unserer Rückkehr!


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DAS COMEBACK DES JAHRES

Sie sind wieder zuhause!!!!
Marina und Marcel sind wieder zuhause. Von ihren treuesten Fans wurden sie in Frankfurt am Flughafen mit einem Plakat, einer lebenden Litfaßsäule und vielen Gefühlen empfangen. Dem ersten Anschein nach geht es ihnen gut, es wurden noch keine Anzeichen irgendwelcher ansteckender Viruserkrankungen festgestellt. Bis jetzt sind auch keine Spinnen, Schlangen oder tote Mäuse aus ihrem Gepäck gekrochen. Hoffen wir, es bleibt dabei.

Herzlich willkommen daheim, Marina und Marcel !!!

Freitag, 22. Juli 2005

KAMBODSCHA - FOTOS

Hallo, alle zusammen. Die letzen Fotos der Reise sind soeben von mir auf die Seite gestellt worden - unter SOA5 - Kambodscha
Viel Spass beim ueber mich lachen.

Marcel

31.12.2004 bis 20.07.2005

nach 3 Tagen...
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5 Tage vor Ende...
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Montag, 18. Juli 2005

Das muss mal gesagt werden

Es ist natürlich interessant, über das Internet zu erfahren, wo die eigene Tochter in der Welt "herumfliegt" ( hier im übertragenen Sinn zu verstehen). Auch üben Berichte aus fernen Ländern und fremden Kulturen immer eine besondere Faszination aus. Insoweit sind wir bei den Berichten von Marcel und Marina sicher nicht ganz objektiv. Dennoch bin ich der Meinung, dass diese schon immer etwas besonderes und von hoher Qualität waren.

Der letzte Bericht von Marcel "Nur leichte Unfälle..." hebt sich aber aus meiner Sicht noch einmal aus diesem hohen Niveau hervor, so dass ich ihm dafür den Pullitzer-Preis verleihe. Der Preis wird ihm verliehen für seine coole Schreibe. Mit seinem Schreibstil steht er in direkter Tradition zu Douglas Adams.

Marcel, herzlichen Glückwunsch und deine "Ergüsse" sind viel zu Schade nur auf dieser Weblog zu erscheinen.

Karl

Mittwoch, 13. Juli 2005

Nur leichte Unfaelle im Raum Da Nang, oder: Von Vietnam lernen, heisst spucken lernen...

Fast am Ende (von Vietnam meine ich) und es wird Zeit, langsam ein Fazit zu ziehen ueber dieses eigenwillige Land, das schwer versucht, einem die Peseten aus der Tasche zu ziehen und seinen touristischen Vorbild Thailand nachzueifern.

Von Sapa aus, dem kleinen Bergdorf, bei dem unsere Berichterstattung endete, ging es wieder mit dem Minibus Richtung Bahnhof. Wir hatten grosszuegig ueber eine Stunde kalkuliert, fast 90 Minuten, um ins Tal zu kommen, aber wir fanden uns mit unseren Ruckksaecken sprintend aus dem Minibus torkelnd im Tal wieder... Was war passiert. Gut, das Wetter war nicht das Beste, es war neblig und der Gegenverkehr machte uns Angst, da auch bei schlechtem Wetter alle ihren Michael Schumacher-Modus (vielleicht besser Fernando Alonso-Modus, sonst waeren wir ja sicher gewesen) angeschaltet hatten und die Kurven nahmen, als gaebe es kein Morgen. Das haette ja dazu gefuehrt, dass wir relativ schnell unten angkommen waeren. Nein, die 32 Kilometer ins Tal zogen sich, weil unser Fahrer und die Mehrheit der vietnamesischen Fahrgaeste dazu beschloss, alle 500 Meter anzuhalten, und Lebensmittelshopping zu machen. Leckere Aepfel lockten am Strassenrand und da kann der Vietnamese an sich wohl nicht widerstehen. Wir blieben ruhig, was blieb uns auch anderes, und warteten geduldig, bis auch die letzte Hausfrau schnattern und bloekend einen Korb gekauft hatte. Anscheinend tun die Verkaeufer beim Verhandeln nicht nur mit Toruisten so, als wuerde man neben dem Buch oder der Tasche auch noch das ungeborene Baby aus ihrem Leib fuer diesen Spottpreis haben wolle, sondern umso schlimmer untereinander. Ende des Lieds war, dass wir in det Stadt alle fuenf Meter hielten, einen fusslahmen Vietnamesen absetzten und uns zum Bahnhof durchkaempften. Endlich angkommen hatten wir drei Minuten Zeit vom Minibus zum Zug.

Die Fahrt zurueck nach Hanoi war wieder ein Abenteuer fuer sich, denn verflucht sei die Authentizitaet, die man ja haben will, wenn man reist. Wir sind in Vietnam, also reisen wir auch die Vietnamesen. Rein in die "Hard Seat"-Abteilung. Holzbaenke fuer die naechsten zehn Stunden. Alle 15 sekunden kommt eine Frau vorbei, die einem Bier (wieso sollte ich mir um halb elf eine Dose Bier goennen?), Kokosnuesse, Reis oder was auch immer anbieten. Finster dreinblickende Offizielle in sehr haesslichen Uniformen patroullieren in den Waggons und zwischen ihnen und den Verkaufsfrauen kommt es immer wieder zu Reibereien, die in Handgreiflichkeiten ausarten... Also, kurz gesagt, Drama auf hohem Niveau. Die zeit ging und ging nicht rum und auch die Tatsache, dass die beiden jungen Vietnames mir gegenueber mein Buch, unsere Zugtickets und meine Uhr total spannend fanden und gar nicht genug davon bekamen, hielt mich nicht davon ab, in einen verschwitzten Doeszustand zu verfallen, der irgendwann abrupt endete, als ein Stein gegen das (aus genau diesem Grund vergitterte ) Fenster donnerte und mich in die Realitaet zurueckholte. Der Zug passiert Millionen von Reisfeldern auf dem Weg nach Hanoi und die Kinder, die auf dem Feld arbeiten, machen sich einen "Spass" daraus, Steine zu werfen. Bevor die Gitter installiert wurden, gab es viele schwere Verletzungen deswegen. Der kleine Junge, der spaeter eingestiegen war und mir gegenueber sass, waere die naechste Verletzung gewesen. Da die Kinder aber jetzt wissen, das sie mit Steinen nicht mehr an die Passagiere rankommen, sind sie dazu uebergegangen Schlamm oder, noch besser, Kuhmist zu schmeissen... Den Rest darf sich jeder selbst ausmalen.

Zurueck in Hanoi bezogen wir wieder unser schoenes Hotelzimmer und freuten uns am naechsten Tag auf das politische Highlight der Reise, der Gang ins Mausoleum von Ho Chi Minh. Zwar hatte der Mann vor seinem Tod explizit darum gebeten, eingeaeschert zu werden und nicht in einem Personenkult gefangen zu sein, aber irgendein Oberer in der Partei muss sich gedacht haben: "Quatsch mit Sosse, der Chef ist und bleibt der Chef. Nix mit Einaescherung, ein grosses Mausoleum wird gebaut und ausserdem kommt der Chef auf ALLE Geldscheine drauf." Soviel zum Thema Respekt vor den letzen Wuenschen ihres Fuehrers... Wir standen zehn Minuten an, genossen die kalte Luft innendrin, sahen uns die maechtig wichtigen Wachen an, die die Leute zur Ruhe ermahnten und sie harsch zurechtwiesen, den Hut abzunehmen und wurden dann zum Chef vorgelassen. Wachsen, weiss, eingefallen und klein lag er da ("Im Fernsehen sehen sie aber groesser aus, Herr Jauch") und wir defilierten um ihn herum, um nach 30 Sekunden wieder aus dem Blickfeld des kleinen Mannes zu entschwinden. Es war wahrlich grotesk. Der Mann wollte nur eingeaeschert werden, um genau vor so etwas seine Ruhe zu haben und jetzt marschieren dicke australische Touristen um ihn herum und die anwesenden Vietnamesen bewahren gerade soviel Haltung, dass sie nicht in Traenen ausbrechen.

Fuer die naechsten zwei Tage hatten wir eine schoene Tour mit dem Boot auf der Halong Bay gebucht, auf die wir uns schon freuten, aber wie das bei uns und Bootstouren so ist, schuettete es mal wieder aus allen Oeffnungen. Der Minibus brachte uns zum Anlegestegen aller Boote, die in der Halong Bay rumschipperten, etwa 70.
Wir hatten schon ein ungutes Gefuehl im Magen und es sollte genauso kommen. Ein bisschen Rumgefahre in der Bay, das Essen war ok, die Dose Cola kostete einen Euro, die Crew flaezte sich vor dem Fernseher und der vietnamesischen Karaoke-DVD und eigentlich war es nur eine Ein-Tages-Tour, da wir um 12 ablegten und am naechsten Tag um 12 schon wieder von Bord gingen. Natuerlich wurde, bevor wir anlegten, der Tisch wieder fuer die neuen "Gaeste" gedeckt. Ja, ich vermisse die Crew auch sehr... Genug zu diesem Thema, da ich eh die meiste Zeit mit erhoehter Temperatur in unserer Kabine lag und wartete, dass es mir besser ging.

Nach diesem unruehmlichen Kapitel ging es weiter im Text und wir bereiteten uns auf die Weiterfahrt nach Hue vor, der uralten, und stinklangweiligen kaiserlichen Hauptstadt von Vietnam. Die Busfahrt war wieder einmal ein Tortur (hier dauert jede Fahrt doppelt so lange wie in Deutschland, weil einfach jeder auf der Strasse macht was er will), der maechtig wichtige Angestellte, der mit uns im Bus fuhr, machte uns oefter mal aergerlich die Fenster zu, obwohl wir ihm oft genug zeigten, dass die Klimaanlage abgestellt war. Keine Chance, stoisches Kopfschuetteln, Fenster zuknallen und wieder nach vorne. Es hatte etwas tragisch-komisches, dass ich das Fenster immer wieder aufmachte und er wie ein Ziehaufmaennchen immer wieder nach hinten kam, den Kopf schuettelte und es mir zumachte. Sowas muss man in Asien mit Humor nehmen, sonst kommt man nicht weit. Nachdem wir dann durch Entmilitarisierte Zone (Kinder, Geschichtsbuecher aufschlagen, ich erklaere es hier jetzt nicht) durch waren und zum Fruehstueck anhielten, sassen wir gerade auf den obligatorischen Puppenstuehlen und genossen das Baguette mit Schmierkaese, als sich ein netter Mann zu uns setzte. Mehr als vier Tage in Asien und man weiss, was jetzt kommt. "Hello, how are you?" (Bis jetzt ganz gut), "Where you from?"(Germany und jetzt kommt bestimmt, dass er Freunde in Garmany hat...), "I have friends in Garmany" (Klar), "You know the tunnels here in Vinh Moc?" (Kein Interesse, wir sind gerade 16 stunden Bus gefahren und wollen ungern in noch engere gefilde)...

Ende vom Lied war, dass er beleidigt abzog, weil ich nicht begeistert unsere Sachen aus dem Bus riss und ihm die acht Dollar in die Hand drueckte, um die Tunnel zu sehen, die er Vietcong benutzte. Alles "real" und "authentic". Klar.

Bevor wir dann in Hua ankamen, genossen wir noch beinahe den Strassengraben, den poletzlich bremste unser Bus wie ein Bekloppter, meine Flip Flops verabschiedeten sich nach vorne und der Bus brach rechts aus. Wir schlidderte mit dem hinteren Teil des Busses durch den Graben und kamen nach einigen Schreien wieder auf der Strasse zu stehen. Alle Toruisten schauten sich mit grossen Augen an und starrten aus dem Fenster. Nichts da. Wieso genau der Bus diesen kleinen Stunt einlegte, wissen wir bis heute nicht genau, aber es ueberzeugte uns, in Vietnam nicht mehr Bus fahren zu wollen. Eine Minute spaeter ranzte der Buisfahrer dann ein Paerchen am Seitenstreifen an, dass zusammen auf einem Fahrrad fuhr. Es schien wohl, dass sie der Ausloeser waren, aber sicher kann man sich da nicht sein.Vielleicht hatte unser Fahrer auch nur einen boesen Traum und war hochgeschreckt.

Die, wie schon erwaehnt, ehemalige kaiserliche Hauptstadt Vietnams, war dann auch mit das langweiligste, das Vietnam zu bieten hat. Wir kamen an, bekamen das obligatorische Mist-Hotel angeboten, dass die Reiseleitung "organisiert" hatte (nein, danke) und machten uns, die Angebote an Cyclos und Motos ausschlagend, auf den Weg, uns ein Hotel zu suchen, dass WIR haben wollten. Man wird ziemlich komisch angeschaut, wenn man als Tourist nicht mit den Motos oder Cyclos die ganze Zeit durch die Gegend gondelt. Nur wer arm ist, der laeuft die ganze Zeit. Demnach sind wir die aermsten Schweine unter der Sonne.

Nachdem wir uns dann haeuslich in einem wie immer fensterlosen Raum eingerichtet hatten, machten wir uns auf, die historische Stadt zu besichtigen. Man will sich ja schliesslich hinterher nichts vorwerfen, gell? Als wir gerade in die Stadt einbogen, versuchten uns auch schon zwei Cyclo-Fahrer abzufangen. Das obligatorische "No, thank you" wieder auf den Lippen wollten wir gerade weitergehen, als wir uns kurz anschauten, die Faulheit siegte und wir uns dachten: "Komm, den Jungs ein paar Dong bescheren ist doch eine gute Sache und wir muessen nicht schwitzen und die Stadt ansehen" Gut, 40000 Dong (2 Euro) wollten sie pro Person fuer eine Stunde haben. Eigentlich viel zu viel, aber die Cyclo-Fahrer sind echt arme Schweine, die im Krieg mit den Amerikanern oft kollaborierten und Uebersetzer, Aerzte und Lehrer waren und nach der Niederlage bis heute keine Arbeitserlaubnis mehr bekommen hatten. Also, dachten wir uns, machen wir mal was Gutes.
Wir radelten los und es war eigentlich ganz angenehm. Mein Fahrer war der Kopf der ganzen Organisation und redete mit mir (natuerlich ueber Fussball. Neben Oliver Kahn und Michael Ballack macht sich auch der Name Lukas Podolski langsam im vietnamesischen Wortschatz breit) und erklaerte mir viele Details ueber die Stadt und ihre Geschischte. Zum Beispiel dass in der verbotenen Stadt Hues (verboten deshalb, weil der Kaiser, die alte Sau, nur sich, seine Frau, seinen Harem und Eunuchen in der Stadt zuliess. Maenner moegen keine Konkurrenzsituationen...) 1968 eine fiese Schlacht brannte, zwischen den Amerikanern (ausserhalb) und dem Vietcong (innerhalb). Einen Monat dauerte das Ganze und die Einschussloecher und Krater in den Waenden sprechen auch heute noch Baende.

Einige Pagoden, Huegel, Termpel und dergleichen spaeter bemerkten wir, dass wir schon neunzig Minuten unterwegs waren, bis und Deppen daemmerte, dass der Fahrer ja nur gesagt hat, eine Stunde 40000, nicht wie lange die Tour gehen wuerde... Wieder mal verarscht worden und diesmal sogar mit fairen Mitteln. Man muss hier halt immer auf Draht sein, sonst ist man sein Geld schnell los. Also kuendigten wir an, dass wir jetzt aufhoeren koennten und die beiden fuhren uns zu unserem Ausgangspunkt. Dort waren die 90 Minuten, die wir unterwegs waren, auf einmal 2 Stunden und sie hatten auch kein Wechselgeld. Also, statt 60000, nahmen sie beide einen neuen 100000er von uns uns bedankten sich, dass wir ihnen Einnahmen beschert hatten, fuer die sie sonst 5 Tage arbeiten... Etwas bedroeppelt, leicht angesaeuert, aber mit den Gewissheiten, das uns so etwas nicht mehr passieren wuerde und dass es uns auch nicht umbringen wird, den Beiden aber gutes Geld gibt, liessen wir die Sache auf sich beruhen und beendeten den Tag in Hue mit einem wundervollen Abendessen, denn Hue ist in ganz Vietnam fuer seine Kueche bekannt. Ich nahm Nem Lui, eine Spezialitaet Hues, in der man Fleisch und Gemuese in Reispapier rollt und dann in Erdnuss-Sauce dippt. Herrlich und einfach nachzumachen. Kann ich also nur empfehlen.

Am naechsten Morgen mussten wir wieder in den Bus, aber zum Glueck nur fuer fuenf Stunden (eigentlich eine Strecke von zwei Stunden, aber man muss ja dass Maximum aus den Touris rausholen und sie bei zwei Restaurants absetzen...) Dann waren wir in Hoi An, die Stadt, aus der jeder, ausnahmslos jeder Tourist mit neuen, massgeschneiderten Klamotten zurueckkehrt, ein paar hundert Dollar leichtẻr. Wir wollten uns eigentlich gar nichts machen lassen, aber jeder der den Satzanfang hoert, weiss, wie es uns ergangen ist. Lasst es mich so umschreiben. Die Qualitaet war super, der Service auch, die Gelegenheit kommt wohl nie wieder, die Preise waren sehr gut und ich brauche doch ausserdem einen Anreiz nicht total die Figur zu verlieren, die sieben Monate Reisen gemeisselt haben, oder? Was ist da ein besserer Anreiz als Klamotten, die massgeshneidert sind und mir nur jetzt passen? Ich gebe zu, eine drastische Massnahme, aber ich stehe dazu.
Hoi An war wohl die heisseste Stadt, die wir in Vietnam, bis jetzt hatten und die Sonne brannte gnadenlos auf uns herab, bis wir uns in eins der knallvollen Geschaefte retteten und auch schon das Bandmass an den Schultern hatten. Jetzt reisen wir die letzten zwei Wochen mit einer Extra-Reisetasche durch die Gegend (Kurzes Quiz: Wer traegt die Extra-Reisetasche? A) Marcel, B) Marcel, C) Marcel ?) mit unseren neuen Klamotten. Design und Preis wird nicht verraten.

Von Hoi An aus, ging es nach drei Tagen vermessen, wiederkommen und endlich Klamotten mitnehmen, dann nach Danang, von wo aus unser Zug nach Nha Thrang gehen wuerde. Nha Thrang ist das Malibu von Vietnam und haelt einen wunderschoenen Strand bereit, den wir drei Tage lang unser Zuhause nennen wollten und einfach maln Ruhe genossen. Die Fahrt nach Nha Thrang verbrachten wir in einem bequemen, wenn auch fuer vietnamesische Verhaeltnisse teuren, Soft Sleeper-Abteil, das uns ausgeruht und weich nach Nha Thrang brachte. Zugfahren ist definitiv die wunderbarste Art dieses Land zu bereisen, denn die Landschaften sind wunderschoen und wenn man Locals kennenlernen will, ist dies die beste Art, denn wie ich weiter oben schon beschrieben habe, ist eine Uhr, ein Buch und ein Zugticket schon eine aufregende Sache, die von den Vietnamesen unter Augenschein genommen wird.

Also kamen wir in Nha Thran abends um acht an und schleppten unsere Rucksaecke (plus einen mehr fuer mich, nicht vergessen) in die Dunkelheit. Schon am Ende des Banhhofs wurden wir abgefangen und die Worte "Eight Dollar, Double Room, Satellite TV, Hot Water" sprudelten uns entgegen. Wir waren muede und nahmen das Hotel an. Es war, wie wahrscheinlich jedes, das wir genommen haetten. Wir fuehlten uns mal so, wie man sich in Spanien fuehlen muss, wenn man Pauschal-Urlaub bucht. Man steht morgens auf, fruehstueckt gut, wirft die Anti-Malaria Tablette ein (Unterschied Nr.1 zu Spanien), packt die Strand-Tasche (Buch, Wasser) und geht los. Am Strandcafe wird eine Liege belegt, die fuer den ganzen Tag 50 Cent kostet (Unterschied Nr.2), und dann wird der Tag moeglichst faul und "bewegungs-effizient" verbracht. Abends duscht man, wirft sich in bessere Klamotten (aber nach sieben Monaten ist NICHTS mehr besser, alles haengt an einem wie Lumpen) und geht ein Restaurant suchen.

Nach drei Tagen Erholung ging es dann mit dem Nachtzug, bei dem wir einige Probleme hatten, Tickets zu bekommen, da alle vietnamesischen Studenten nach Ho Chi Minh City zurueck gingen, um das neue Semester zu beginnen. Da ich mir vom vorigen Tag und der Entscheidung, dieses tolle, frische Seafood von der alten Frau am Strand zu kaufen, eine leichte Magenverstimmung geholt hatte, die dann noch in Fieber endete, genoss ich die Uebernachtfahrt im angenehmen Delirium.

Jetzt sind wir also in Ho Chi Minh City, was wir Westler gerne immer wieder falsch als "Saigon" bezeichnen. Natuerlich weiss jeder, dass man HCMC meint, wenn man Saigon sagt, aber eigentlich (Klugscheisser und Stehparty-Angeber aufgepasst!) heisst nur der Stadtkern Saigon... Jaja, man lernt nie aus.
HCMC ist nicht ganz so schoen wie Hanoi, weil es sich keinen franzoesischen Charme erhalten konnten. HCMC ist sehr verwestlicht und alles wirkt wesentlich un-vietnamesischer als im Norden. Trotzdem gibt es auch hier eine Filiale von Fanny's, dem besten Eiscreme-Hersteller Vietnams, die wir jeden Tag in Hanoi und HCMC besucht haben und die zartgliedrigen Kellnerinnen fast an den Rand der Schamesroete brachten, wenn wir die Anzahl der Kugeln unseres Eisbechers jeden Tag hochschraubten. Eben waren es fuenf: Schokolade (Karl, Du als Kenner: Sehr sehr gut), Kaffee-Stracciatella (wie echter Kaffee), Mango-Sorbet (ein Gedicht), Kokosnuss (herrlich) und, unser Favorit, junger Reis, eine lokale Sorte die dermassen gut ist, dass ich nur deswegen einen Job in Hanoi annehmen wuerde.

Morgen geht es dann weiter und wir fahren nach mit einer organisierten Tour (es musste leider sein, da man es den Individual-Reisenden, die nicht alles vor den Arsch gestragen bekommen wollen, sehr schwer macht hier) nach Chau Doc ins Mekong-Delta, um dann am naechsten Tag mit dem Boot nach Phnom Penh zu fahren.

Als Fazit kann man sagen, dass wir JEDEM raten wuerden, Vietnam einmal in seinem Leben zu besuchen. Diese Hektik, dieses Leben in den Strassen, das Essen, die Leute, die Mentalitaet muss man eigentlich mal gesehen haben. Sicher, Thailand hat die besseren Straende, aber Vietnam hat die cooleren Menschen (wenn ich auch fest der Meinung bin, dass die meisten einen riesigen Schaden haben. Aber, auf der anderen Seite, soll ich mich als Deutscher ueber Leute mit Macke lustig machen, wenn die Deutschen im September mehrheitlich das Kreuz bei der CDU machen? Kleine Broetchen backen...)

Der naechste Bericht wird dann auch schon der letzte sein, denn ausser Phnom Penh und dem kulturellen Highlight Asiens, Angkor Wat (genau, fuer die, die keine Ahnung haben, was das sein soll, dass ist da wo da der Film mit Angelina Jolie spielt, der nach dem Videospiel), fuehrt uns unser Weg am 21.7. wieder zurueck nach Bangkok, um die letzten Tage zu geniessen.

Viele Gruesse aus dem heissen Ho Chi Minh City,

Marcel

ps_Lukas Podolski hat zum dritten Mal in diesem Jahr das Tor des Monats geschossen. Ich fand, das war hier mal eine Erwaehnung wert.

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Graham Greene, Robert Stone
The Quiet American (Penguin Classics)

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Seit mehreren Tagen kann ich einen Gedanken nicht abschütteln:...
marcel_naue - 28. Dez, 10:48
Guude!
Da sinnse also wieder, rechtzeitig vor der neuen Bundesligarunde...
Advocaat - 4. Aug, 18:04
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Salut ihr beiden, mensch das ging jetzt aber flott...
netteCousine - 29. Jul, 18:09
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jessi1608 - 29. Jul, 08:16
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marcel_naue - 26. Jul, 23:13

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Zuletzt aktualisiert: 28. Dez, 10:48

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